Politische Plakate 1890-1924
37 [Der Sieg ist unser, trotz alledem!]
"Heimkehr aus dem Exil 1. October 1890"
Plakat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) aus Anlass der Aufhebung der Sozialistengesetze zum 1. Oktober 1890. Anonymer Entwurf Deutschland ca. 1890/91. Lithographie, ohne Druckvermerk. Größe ca. 55,7 x 43,7 cm.
Das Plakat ist an allen Rändern knapp bis in die Darstellung beschnitten, dadurch fehlt der weiße Rand in dem sich unterhalb der Darstellung die Textzeile "Der Sieg ist unser, trotz alledem!" befände.
Einige, z. Tl. längere Randeinrisse im oberen Rand, Ränder ungerade beschnitten, auf Japanpapier aufgezogen.
Farbabb. in Peter Seiffert u. a.: Politische Plakate 1888-1978. Berlin (DDR) 1979. S. 43. Das Plakat zeigt Porträts von Max Kayser, Wilhelm Hasenclever, Georg Adolf Demmler, Johannes Wedde, Ferdinand Lassalle, Karl Marx, Julius Kräcker, August Geib, Johann Jacoby, und Wilhelm Bracke.
Code 12037
38 1. Mai 1891 (?) in Remscheid - "Arbeiter! Bürger! Parteigenossen! ... Das
ist die Bedeutung der Feier des 1. Mai."
Plakat der Maifeier-Commission des Sozialdemokratischen Volksvereins Remscheid-Hasten aus Anlass der 1. Mai Feier, vermutlich 1891. Anonymer Entwurf, Deutschland ca. 1891. Druck J. F. Ziegler‘ sche Buchdruckerei, Remscheid. Größe 39,3 x 31,7 cm.
War gefaltet, rückseitig ob. linke Ecke kl. Tesafilmstreifen (durchgeschlagen) u. ob. rechte Ecke Reste von Montierung, rechter Randbereich knitterig u. leicht fleckig.
Code 12038
Vollständiger Plakattext:
"An die Bewohner von Remscheid-Hasten und Umgebung.
Arbeiter! Bürger! Parteigenossen!
Heute, am 1. Mai begehen die Arbeiter aller Kultur- und Industrie-Staaten ihren internationalen Arbeiterfeiertag. Das gesammte zielbewußte, um seine Befreiung aus volkswirthschaftlicher und politischer Knechtung kämpfende Proletariat der ganzen Welt ist sich eins in dem Bewußtsein der Zusammengehörigkeit. Es kennt keine Nationalitäten, keinen Rassenhaß mehr; jene häßlichen, unglückseligen Leidenschaften, die leider schon so lange die Völker entzweit und ungeheure Opfer an Geld und Menschenleben gekostet haben – zum Schaden des armen, arbeitenden Volkes, zu Nutz und Frommen der besitzenden, herrschenden Klassen. Diese Schranken sind gefallen. Die Verbrüderung aller Armen und Unterdrückten ist zur Thatsache geworden! Wir erklären Krieg dem Kriege und kennen nur noch den einen gemeinsamen Feind, die Macht des Kapitals, und die mit derselben verbundene politische Knechtung, deren Bekämpfung unsere gemeinsame Sache ist. Darum fordern wir heute einmüthig:
1. Einen Normalarbeitstag von 8 Stunden.
2. Verbot der Arbeit der Kinder vor dem 14. Jahr.
3. Beschränkung der Arbeitszeit der jungen Personen vom 14. bis zum 18. Jahr auf 6 Stunden täglich.
4. Verbot der Nachtarbeit, mit Ausnahmen für solche Industriezweige, deren Natur ununterbrochenen Betrieb erheischt.
5. Verbot der Frauenarbeit in Industriezweigen, die für den weiblichen Organismus besonders ungeeignet sind.
6. Gewährung einer ununterbrochenen Ruhezeit von mindestens 36 Stunden in jeder Woche.
7. Verbot gesundheitsschädlicher Industrien.
Das ist die Bedeutung der Feier zum 1. Mai.
Arbeiter! Auch wir in Remscheid-Hasten schickten uns an, diese Feier durch eine große öffentliche Volksversammlung zu begehen. Sie ist uns vereitelt! Vereitelt durch schnöden Wortbruch des Besitzers des Kaisersaals, Aug. Rüsche, und zwar auf Hintertreiben unserer Bourgeoisie. Das ist die Kampfesweise dieser Herren, die nicht den Muth besitzen, sich dem Gegner in offenem, ehrlichem Kampfe zu stellen. Arbeiter! Parteigenossen! Wahret Eure Interessen! Meidet die Lokale, in denen man wohl Eure sauer verdienten Groschen einstreicht, aber nicht gestattet, ein freies Wort über Eure Lage auszusprechen.
Wir verhängen darum über das Lokal Aug. Rüsche die Sperre
und erwarten von Euch Arbeitern, daß Ihr diesen Schritt billigen und strikte darnach handeln werdet.
Und nun auf zur Maifeier nach Remscheid!
Hoch die internationale, völkerbefreiende Sozialdemokratie!
Die Maifeier-Commission des sozialdemokratischen Volksvereins.
I. A.: Peter Stamm.
Druck der J. F. Ziegler’ schen Buchdruckerei, Remscheid."
39 "Tötet Liebknecht - Dann werdet ihr Frieden, Arbeit und Brot haben!"
Möglicherweise von der Antibolschewistischen Liga (Eduard Stadtler) im Dezember 1918 in Auftrag gegebenes Plakat (laut Plakat Hg. "Die Frontsoldaten"). Anonymer Entwurf, Deutschland 1918. Ohne Druckvermerk. Größe 38 x 48,7 cm.
War gefaltet, alt auf dünnes schwarzes Papier aufgezogen, oberhalb des unteren Randes horizontaler Einriss ca. 5 cm (dort dunkel verfärbt).
Code 12039
40 "An das Proletariat!"
Von Ernst Toller als Mitglied des provisorischen revolutionären Zentralrates der Münchner Räterepublik am 10.4.1919 verfasstes Plakat. Anonymer Entwurf, Deutschland 1919. Druck Knorr & Hirth, München. Größe 29,4 x 38,7 cm.
War gefaltet, rechte untere Ecke kl. Knick, alt auf Leinen aufgezogen (wenige kl. Luftblasen).
Code 12040
Vollständiger Plakattext:
"An das Proletariat!
Die Einigung des revolutionären Proletariats ist unbedingt notwendig. Die Gegensätze zwischen dem gegenwärtigen provisor. Zentralrat und der K. P. D. sind keineswegs grundsätzlicher Natur. Der prov. Zentralrat weiß sehr gut, daß die endgültige Einsetzung der obersten Vollzugsgewalt allein Sache des Proletariats ist. Die Betriebsratswahlen werden im ganzen Lande schleunigst durchgeführt. Aus ihnen wird in allerkürzester Zeit die ordnungsmäßige Wahl der Volksbeauftragten und der übrigen Organe hervorgehen.
Zur Sicherung der jungen Räte-Republik sind die wichtigsten Anordnungen getroffen. Die Rote Armee ist im raschen Werden begriffen. Die Bewaffnung des Proletariats hat begonnen und wird in wenigen Tagen vollständig durchgeführt sein.
Die Entwaffnung der Bourgeoisie ist angeordnet.
Proletarier einigt Euch!
Die Früchte Eures Streites erntet nur die Reaktion, ernten nur die Weißen Garden! Wir wollen alle dasselbe und wir arbeiten umso besser, je tatkräftiger die entschiedensten Vertreter der sozialistischen und kommunistischen Idee am gemeinsamen Werke teilnehmen.
Nieder mit der kapitalistischen Bourgeoisie!
Es lebe das Proletariat!
Der prov. revolutionäre Zentralrat
gez. Toller.
Druck von Knorr & Hirth in München"
41 "Volksgenossen!"
Von der Räteregierung der Münchner Räterepublik gegen Ende April 1919 verfasstes Plakat. Anonymer Entwurf, Deutschland 1919. Druck Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn. 44,2 x 36,1 cm.
War horiz. gefaltet, kl. Randbeschäd. hinterlegt.
Code 12041
Vollständiger Plakattext:
"Volksgenossen!
Ängstliche Bürgerseelen versuchen durch falsche Gerüchte und falsche Darstellung des Rätegedankens die junge Räterepublik in den Augen des Proletariats herabzuwürdigen. Es ist klar, weshalb sie das tun. Sie wissen genau, daß jetzt Ernst gemacht wird mit der Verwirklichung des Sozialismus und Kommunismus. Sie versuchen in letzter Stunde, durch ihre Entstellungen Uneinigkeit und Verwirrung in das Denken der Massen zu tragen. Denn dies betrachten sie als das letzte Mittel, ihren durch die Kriegsgewinne angeschwollenen Geldsack genau so dick wie bisher zu erhalten.
Die Räterepublik entstand,
weil das revolutionäre Proletariat sich durch den Landtag und die vom Landtag gewählte Regierung um seine berechtigten Hoffnungen auf einen ernsthaften Sozialismus betrogen sah.
Die Räteregierung will,
daß der politische Wille des Proletariats in allen Regierungshandlungen zum Ausdruck komme.
Die Räteregierung weiß,
daß nur die tatkräftige schaffende Mitarbeit des gesamten Proletariats Deutschland überhaupt vor dem völligen Untergang bewahren kann, den der Krieg in bedrohliche Nähe gerückt hat.
Die Räterepublik bedeutet:
Die Verwirklichung der Forderung: alle Macht dem Proletariat. Sie bedeutet: Ständige unmittelbare Mitarbeit aller Schaffenden am Aufbau der neuen Welt, die durchdrungen sein muß vom Geiste der Freiheit und des Glückes, vom Geiste des Sozialismus, des Kommunismus.
Die Räteregierung fordert
daher von euch, allen Verdrehungen und Verdunkelungen zum Trotz die Räteregierung tätig und machtvoll zu unterstützen in ihrem unbeugsamen Willen, den Kapitalismus endgültig auszurotten und das Proletariat von seiner tausendjährigen Knechtschaft für alle Zeiten zu erlösen.
Volksgenossen!
Gebt euren Brüdern in Norddeutschland ein starkes Beispiel revolutionärer Tatkraft, zeigt euren unbeirrbaren Willen, alles einzusetzen, um alles zu gewinnen!
Dann wird der revolutionäre Funke auch über den Rhein und über die Alpen fliegen und die Weltrevolution entzünden. Erst dann ist die endgültige Befreiung des Proletariats von der Sklaverei des Kapitalismus erreicht.
Hoch die Räteregierung! Es lebe die Weltrevolution!
Druck: Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn."
42 "Zum Ersten Mai" 1919
Heft Nr. 19 v. 1. Mai 1919 der Zeitung Dresdner Montagsblatt früher Menschen. Hg. Sozialistische Gruppe der Geistesarbeiter Dresden, verantwortl. K. Römer. 4 Seiten (ein Bogen einmal gefalzt), Entwurf "Mai Tag" (Rot u. Schwarz) auf dem Titelblatt monogrammiert "P". Inhalt u. a.: Gedicht von Karl Henckell, Artikel von Rudolf Manasse. 46 x 31,4 cm.
War horiz. gefaltet, insgesamt leicht, am linken Rand stärker gebräunt u. partiell fleckig, die Falzung im unteren Drittel eingerissen, kl. Randeinrisse.
Code 12042
43 "An Alle!" (Kapp-Putsch 1920)
Schilderung der Ruhrkämpfe u. Aufruf der Kreise Schwelm, Hagen-Stadt u. -Land, der USPD Westliches Westfalen und Hagener Vertretern der Freien Gewerkschaften, der KPD, der SPD, der DDP, des Verbandes d. dt. Gewerkvereine u. der Christl. Gewerkschaften, die Gegenrevolution zu bekämpfen u. die Arbeit aufzunehmen. Anonymer Entwurf, Deutschland nach dem 15.3.1920. Genossenschafts-Buchdruckerei, Hagen i. Westfalen. 46,1 x 29,4 cm.
War horiz. gefaltet (Faltstelle hinterlegt), rechter Rand fleckig, rückseitig Archivstempel.
Code 12043
Vollständiger Plakattext:
"An Alle!
Zahlreiche Offiziere des VI. Wehrkreiskommandos haben sich mit ihren Truppen offen oder versteckt auf den Boden der Kappregierung gestellt. Einmütig, wie zu erwarten war, haben sich die gesamten Hand- und Kopfarbeiter zusammengeschlossen und mit bewaffneter Hand die Reaktion zu Boden geschlagen. Gewissenlose Menschen haben es fertig gebracht, gegenrevolutionäre Truppen in unsern Bezirk zu bringen. Dieses Vorgehen vereinigte alle Parteien, die in der Abwehr der Gegenrevolution einig waren, und es kam in Wetter und Herdecke zu bedauerlichen Kämpfen, bei denen etwa 10 Zivilisten und 32 Soldaten ihr Leben verloren. Die Soldaten, etwa 4-600 an der Zahl, sind mit ihren Offizieren, in Schutzhaft genommen. Ruhe, Ordnung und Sicherheit wird in allen Gemeinden von den ordentlichen Organen mit der Unterstützung der Arbeiter aller Richtungen aufrecht erhalten.
Die erste Gefahr ist also abgewandt, jetzt müssen wir schnellstens unsere Macht von Grund auf organisieren. Dieses ist nur möglich, wenn alle Arbeiter und Beamte, die nicht zur bewaffneten Truppe gehören,die Arbeit sofort aufnehmen!
Der Bahnverkehr ist sofort aufzunehmen. Die Verkehrsbeamten und –Arbeiter haben dafür zu sorgen, daß unter keinen Umständen Truppen oder Munition in den Bezirk gelangen kann.
Die bewaffneten organisierten Arbeiter melden sich unverzüglich in allen Orten zum Appell. Sie werden dort in Kompagnien und Züge eingeteilt. Es ist überall darauf zu sehen, daß nur die besten und zuverlässigsten Leute dazu verwandt werden.
Die übrigen Teile der Bevölkerung haben sofort restlos alle Waffen abzugeben, andernfalls treten schwere Strafen ein. In Euerem eigenen Interesse sind wir gezwungen, gegen Plünderungen mit aller Schärfe vorzugehen. Durch Anschläge in den Orten ist sofort eine Bekanntmachung zu erlassen, unterzeichnet von den Behörden und den Vertrauensleuten der vereinigten Beamten und Arbeiter, daß auf Plünderung die schärfsten Strafen gesetzt sind. Wir bitten unsere besten Leute, uns hierbei nach allen Kräften zu unterstützen.
Volksgenossen! Überlegt, was auf dem Spiele steht!
Nieder mit der Gegenrevolution!
Für den Kreis Schwelm: W. Oettinghaus, Milspe.
Für die Kreise Hagen-Stadt und -Land und die Partei-Organisation der Unabh. Soz. Partei, Westliches Westfalen: Konrad Ludwig, Hagen.
Für die Freien Gewerkschaften: Eduard Vieth, Hagen.
Für die Kommunistische Partei: B. Bergerhoff.
Für die Sozialdem. Partei: Baum, Hagen.
Für die Deutsche Demokratische Partei: Loesenbeck.
Für den Verband der Deutschen Gewerkvereine: Wieschhoff, Hagen.
Für die Christl. Gewerkschaften: Franz Kleine, Hagen."
44 "Spartakus wählt für den Reichstag"
Plakat der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) zur Reichstags- u. Landtagswahl Juni 1920. Anonymer Entwurf, Deutschland 1920. Druck Franz Berger, Bremen. Größe 43,7 x 28 cm.
War horiz. gefaltet, partiell knitterig, leicht fleckig bzw. stockfleckig, Rückseite bedruckt (Plakatfragment) u. hs. Notiz "Z. Wahlausschuß".
Code 12044
45 "8 Stunden ..." 1923/24
Vermutl. Plakat der KPD aus der Zeit des Parteiverbots vom Herbst 1923 bis März 1924. Anonymer Entwurf, Deutschland 1923/24. Druck Runge & Co., Reichenberg. Größe ca. 31 x 24 cm.
Linker Rand ungerade geschnitten, etwas fleckig/stockfleckig, rechter Rand knitterig (hinterlegt).
Code 12045
46 "Macht uns frei! Wählt Kommunisten!"
Hg. Hugo Eberlein, Mitglied des Landtags, Berlin für die KPD. Entwurf "Doy" (?), Deutschland ca. 1924. Druck Peuvag, Berlin. Größe 70,2 x 50 cm.
War gefaltet, auf Japanpapier aufgezogen, Faltstellen Einrisse u. kl. Fehlstellen sowie leicht gebräunt, kl. Randbeschädigungen hinterlegt.
Code 12046
47 "Wählt Kommunisten! Nicht diese Feinde der Arbeiter!"
Kommunistische Partei Deutschlands. Entwurf Alfred Stiller, Deutschland 1924.
Druck Fides, Berlin. Größe 49,5 x 70,3 cm.
Tadellos. S/W- Abb. in J. Grabowski: Wählt links! Das politische Plakat in Deutschland 1918-1933. Berlin (DDR) 1985. Nr. 51.
Code 12047
48 "Die Rolle des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Wählt Liste 4 der Kommunisten!"
Plakat der KPD zur Reichstagswahl 1924. Anonymer Entwurf, Deutschland 1924. Kohl‘ sche Buchdruckerei, Nürnberg. Größe 43,2 x 33,2 cm.
War horizontal gefaltet.
Code 12048
49 "Wir wählen auch! Wählt Kommunisten Liste 4"
Plakat der KPD zur Reichstagswahl 1924. Hg. Hugo Eberlein, Berlin. Anonymer Entwurf, Deutschland 1924. Druck Eugen Gutnoff, Berlin.
Größe 34,8 x 22,6 cm.
Oberer Rand, rechts hs. Zahlen, 3 kl. Randeinrisse, linker Rand alt auf 12 cm schmal hinterlegt. Farbabb. in Bruno Margadant: Hoffnung und Widerstand. Zürich 1998. S. 226, Nr. 411.
Code 12049
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